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Draculas Gruft

Dracula als der Vampir der Vampire, der Oberblutsauger schlechthin unter den nachtaktiven Gruselgesellen, den kennt wirklich jeder. Es weiß auch jeder: Knoblauch mag vielleicht etwas helfen, aber ein Pflock mitten ins Herz ist da schon besser.

Und so geht es los: Professor von Helling (zufällige Namensähnlichkeiten aus Lizenzgründen bitte selbst berücksichtigen) ist einer dieser Vampirjäger. Doch er ist verschwunden. Aber er hatte schon eine Ahnung, wo sich der blutschluckende Graf versteckt. Nämlich in einer Gruft auf einem Friedhof ganz in der Nähe. Nun denn, machen wir uns auf, die Gruft auf dem Friedhof zu finden und noch vor Sonnenuntergang den Vampir auszuschalten.

Ist das mal wieder knapp geplant: Bis sich die Sonne verabschiedet, bleiben uns 60 Minuten. Haben wir danach schon den Eingang zur Gruft gefunden, sind eingedrungen, haben aber den Vampir nicht ausgeschaltet, na dann gute Nacht! Unsere Mission steht fest.

Also: Rein, Vampir pflocken und wieder raus.

Aber wo bitte ist eigentlich "rein"? Wir sind auf dem Friedhof angekommen doch der Eingang zur Gruft zeigt sich nicht. Und nun? Wir haben ein Problem.

Worum geht es hier eigentlich?

"Draculas Gruft" ist ein Escape-Room. Diese Teamspiele gibt es jetzt seit einigen Jahren und sie haben die unterschiedlichsten Stories, aber immer ein gleiches Element:

Eine Gruppe von Spielern läßt sich gegen Geld und natürlich freiwillig in einem Raum einschließen. Wobei Raum insbesondere in diesem Fall fast nicht mehr so einfach zutrifft. Doch dazu später mehr. Dann gibt es ein Zeitlimit von meist 60 Minuten, in der eine ganze Reihe von Rätseln zu lösen sind, die zum Schluss helfen, wieder aus dem Raum herauszukommen.

"The Escape Room" ist der ganz schlichte Name dieses Anbieters aus Hannover. Wobei: Schlicht ist hier nur das ehemalige Wohngebäude in der Innenstadt von Hannover, das ziemlich verwinkelt ist und zu einem gar nicht so schlichten Escape-Room-Center umgebaut wurde. Wir waren drei Spieler. Der Raum ist nach Angaben des Anbieters für Teams von 2 bis 6 Personen spielbar. Mit zwei Personen muss man schon richtig gut sein, alle Rätsel zu schaffen, vier Leute passen gut in die Räumlichkeiten. Bei sechs Personen wird es ziemlich eng. Es zeigt mal wieder: Die meisten Anbieter geben die maximale Gruppenstärke eher etwas zu hoch an. Das Spielerlebnis ist in einer kleinen Gruppe intensiver. Allerdings sind die Rätsel hier, anders als zum Beispielbei "Minotaurs Labyrinth" des gleichen Anbieters, überwiegend nicht linear. Es hat also jederzeit jeder etwas zu tun. Wir haben Dracula in knapp unter 60 Minuten ausgeschaltet und seine Gruft ohne Biss verlassen. Dabei hatten einige Rätsel durchaus Biss. Man muss dazu aber sagen: Etwas Vorerfahrung war zumindest für mich inzwischen gegeben, es war der fünfte Raum, den ich spielen konnte. - Alle in einem komplett anderen Setting. Insgesamt fand ich ihn eher im leicht gehobene Schwierigkeitsgrad.

"Draculas Gruft", beginnt auf einem schummrig beleuchteten Friedhof. Vorher gab es in einer Wartezone von der Spielleiterin eine Einführung in Escape Rooms und ihre Spielweise allgemein und die Story als solche. Dann wurden wir zum Raum geführt - oder besser zu einem winzig kleinen Räumchen, das stimmungsvoll als Friedhof gestaltet wurde. Hier erhalten wir über einen Bildschirm eine weitere Einführung und versuchen sodann, einen Zugang zur Gruft zu finden.

Wie sich dieses Detail gestaltet, lasse ich hier natürlich bewußt aus. Nur so viel: Hier liegt der Grund für die "ab 18 Jahre" Freigabe des Raumes. In der Gruft selbst probiere ich gleich eine bestimmte Aktion aus, aber leider nicht lange genug, um eine Reaktion zu bekommen. So rätseln wir erst mal los, bis die Spielleiter-Stimme aus dem Off ertönt und die peinlichste aller Fragen stellt: Kennt ihr eigentlich Eure Aufgabe? Viel Zeit verschenkt, hätte ich doch die Aktion gleich richtig gemacht. Einmal neu sortieren, Aufgabe finden und weiter gehts. Immerhin verstehen wir jetzt, was wir mit den teilweise bereits entdecken Informationen machen sollen. Die Spielleiterin kann unsere Versuche jederzeit über Kameras verfolgen, aber wegen der speziellen Art eines Rätsels unseren Fortschritt nur schwer einschätzen. Wir können durch die versteckten Raummikrofone jederzeit mit der Spielleiterin sprechen. So gleichen wir einmal zwischendurch unseren Fortschritt ab und erfahren, dass wir gut im Rennen sind. Der Anfangslapsus ist wieder aufgeholt. Überhaupt ist zu sagen, dass die Spielleiterin sich angenehm zurückhält und in der Einführung auch darauf hingewiesen hat, dass wir bitte konkret sagen sollen, wenn wir einen Tipp benötigen. An die Regel hält sie sich und plaudert nichts versehentlich aus. Sehr gut.

Dieser Raum ist kein klassischer Rätselraum mit einer langen linearen Rätselkette, bei der man sich Schloss für Schloss vorarbeitet. Herkömmliche Zahlenschlösser haben wir übrigens nur genau eines gefunden. Vielmehr kann (und muss) man nicht-linear an verschiedenen Aufgaben arbeiten. Kurz vor dem Ende wären wir beinahe über unsere Sprachkenntnisse gestolpert und hätten eines der entscheidenden Rätsel nicht gelöst. Das hätte Streß mit dem Chefvampir gegeben. Die Spielleiterin zeigte uns dann aber ein kleines Detail auf. Wobei wir genau dieses Detail schon ganz am Anfang, während unserer Chaosphase, ergebnislos untersucht hatten und fälschlich als Deko ignorierten...

Zum Schluss bleibt festzuhalten, dass die Story perfekt in einem Rätselraum umgesetzt ist und die Gestaltung des Raumes sowie der Zugang dazu beeindrucken. Die Materialien machen nicht den langlebigsten Eindruck, hier wird früher oder später einiges zu pflegen sein, um die Qualität zu erhalten. Bei unserem Besuch war aber noch alles recht neu (der Raum hatte drei Monate früher eröffnet) und in Ordnung. Zur Stimmungssteigerung wäre ein dezent-gruseliger Soundtrack im Hintergrund genial, in anderen Räumen macht dieser Anbieter so etwas. Als Fazit steht aber fest: Ein gelungener Nachmittag.

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